Durch die Nacht: Schwule Bars in Berlin

Schwule Berlin-Besucher haben die Qual der Wahl: Überall in der Stadt locken Gay Bars mit leckeren Drinks. Unser Autor Florian (Foto oben) kennt sie alle – fast zumindest! Für Place2be.Berlin stellt er seine fünf Lieblingsbars vor.

Die Bar "Himmelreich" in Friedrichshain: Ein Puttenparadies

Im Himmelreich tummeln sich Schwule, Lesben & Co. in trauter Eintracht. Schön, so soll das sein! 90er-Jahre Musik spielt für das eher junge Publikum, getüncht in orange-gelbes Scheinwerferlicht unter an der Wand angebrachten Putten in jeder Fasson. Ein Himmelreich für queere Millennials eben und das mitten im oft als übergentrifiziert geltenden Simon-Dach-Kiez. Unter Stuck und flackernden Kerzenleuchtern loungt man auf Cocktailsesseln, schlürft Longdrinks, schmaucht im Raucherraum oder people-watcht auf der großen Terrasse (die gegen Mitternacht schließt). Auch unter der Woche wird es hier voll. Seit Corona hat das Bar-Team aus hängenden Plexiglaswänden in sinnlichem Bordeauxrot übrigens kleine Séparées eingerichtet. Diese tun der Offenheit dieses Ladens zwar etwas Abbruch, aber an Gemütlichkeit büßte die Bar dadurch trotzdem nichts ein. Ganz im Gegenteil!

Himmelreich
Simon-Dach-Straße 36, 10245 Berlin-Friedrichshain
U Warschauer Straße
Website des Himmelreich

Ein Hafen der Akzeptanz in Friedrichshain: Das "Capture".

Das "Capture" in Friedrichshain: Hafen der Akzeptanz

Direkt um die Ecke vom Himmelreich liegt seit 2019 Berlins neueste Schwulenbar: das Capture. Von außen mag die Bar mir ihrer Glasfront und den durch die Fenster sichtbaren schwarzen Tischen und einfachen Stühlen zunächst wenig heimelig wirken. Doch der Eindruck täuscht, wie sich beim Betreten der Bar zeigt. Unter holzgetäfelten Decken, auf ledrigen Bänken und zwischen glasgetropften Lüstern schmecken die Drinks besonders gut. Vielleicht liegt es auch an der guten Musik, die von Cold Wave bis türkischen Chansons das Ambiente abrundet. Oder an den auf Pappen gekrakelten politischen Statements. Oder an der Vitrine im Eingangsbereich mit Unterhosen von Freund*innen des Barbesitzers Mehmet Balikci. Der gebürtige Baden-Württemberger ist stolz darauf, der erste deutschtürkische Kneipier einer Schwulenbar in Berlin zu sein und so eine neuen Hafen der Akzeptanz geschaffen zu haben. Und das spürt das bunte Barvolk mit jedem Schluck. Denn „Capture“ heißt auf Deutsch ja schließlich „Einfangen“. Dass hier alle unter einem Dach Spaß haben und sich am Leben erfreuen zeigt sich nicht zuletzt, wenn die Gäste spontan mal einen Tanz hinlegen!

Capture Bar
Wühlischstraße 32, 10245 Berlin-Friedrichshain
U Warschauer Straße
Facebook-Präsenz der Capture Bar

Das "beste Absturzlokal Berlins": Das Kumpelnest 3000 in Tiergarten.

Das "Kumpelnest 3000" in Tiergarten: Geschichtsträchtige Discokugel

Wenn Einhörner einen Staat errichtet hätten, wäre das Kumpelnest ihr Hauptquartier. Es ist, als betrete man das Innere einer Discokugel. In allen Ecken glitzert und funkelt es, sei’s durch grelles Dekor oder die schillernden Gastgestalten. Und aus allen Ritzen kriecht Berliner Geschichte. Schon 1987 wurde dieses legendäre Lokal eröffnet und avancierte schnell zum Künstler*innen-Hotspot und wird noch heute als das „beste Absturzlokal Berlins“ gehandelt, das sogar Celebritys wie Kate Moss, Karl Lagerfeld und die Tödliche Doris anzog. Der Publikums-Mix bleibt seitdem so eklektisch wie die Musikauswahl von Schlager bis 90er Pop. Besonders am Wochenende wird es hier gerammelt voll. Diese Berliner Institution an der Grenze zwischen Tiergarten und Schöneberg steht stets ganz oben auf meiner To-Drink-Liste.

Kumpelnest 3000
Lützowstraße 23, 10785 Berlin-Tiergarten
U Kurfürstenstraße
Website des Kumpelnest 3000

Einladend, charmant und eigenwillig eingerichtet: Die Sofia Bar.

Die Bar "Sofia": Schwul in Kreuzberg

Vielleicht geht die Bar Sofia in die Geschichte ein als die Kneipe mit dem schrecklichsten Logo-Schriftzug überhaupt. Wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt der, krakeliges Schwarz auf weißem Grund. Auch bei der Deko scheint ein*e Innenarchitekt*in mit ADHS am Werke gewesen zu sein: Matschgrüne Reliefs von Frauen am Fluss schmücken die Wände, Penislaternen und zerknüllte Alufolie die Decken. Ein Meer aus kitschig-coolem Klimbim soweit das Auge reicht. Kurzum: Es ist hier alles so wunderbar hässlich, das es schon wieder urig-schick ist. Seitdem die schwulen Gründer ihren Laden abgegeben haben, ist das Publikum zwar nicht mehr ganz so queer wie einst, aber immer noch einladend und charmant. Hier treffen sich Alt-Kreuzberger, Linke (gotta love the Plakat hinter’m Tresen: „Barista, barista, antifascista“), zugezogene Hipster und die Expat-Community, und feiern ein Stück sich selbst treu gebliebenes Berlin, das zwischen anachronistisch und nostalgisch anmutet. Heimelig mit einem Wermutstropfen. Nur Moscow Mule gibt es hier leider nicht. Dafür kostet Aperol Spritz faire 5,50 Euro.

Sofia
Wrangelstraße 93, 10997 Berlin-Kreuzberg
U Schlesisches Tor
Facebook-Präsenz der Bar

Halb Café, halb Bar: Das k-fetisch in Neukölln.

Das "k-fetisch" in Neukölln: Anti-Bullshit Bar und Café

Das k-fetisch ist mehr Café als Bar, obwohl es Wein, Bier und Aperol Spritz auch hier bis in die Nachtstunden gibt. Für mich ist es eine der queersten queeren Locations Berlins, da anti-national, anti-rassistisch, anti-bullshit. Das k-fetisch ist ein selbstverwalteter Kollektivbetrieb ohne Chef*innen. Der leckere fairtrade-Kaffee schmeckt in diesem linken, Refugees willkommen heißenden Ort gleich politischer. Aktivistische Veranstaltungen gibt es eh (sofern diese virale Welt es erlaubt), was in der Vergangenheit schon zu Nazi-Angriffen führte. Und was Nazis hassen, kann nur gut sein! Durch den auslaufenden Vertrag droht diesem Safe Space jedoch immer wieder das Aus. Dann wäre es vorbei mit Heißgetränk schlürfen auf blauen Terrassenbänken oder Holzstühlen in Kaminzimmern. Doch schon, weil das k-fetisch mit eigens ausgewiesenen Plätzen auch Rücksicht nimmt auf Raucher*innen, Nicht-Laptop-User*innen, Spielenerds und alternative Kinderbuch-Liebhaber*innen, verdient es als einer der wenigen wirklich alternativen Szene-Orte Unterstützung!

k-fetisch
Wildenbruchstraße 86, 12045 Berlin-Neukölln
U Rathaus Neukölln
Website des k-fetisch

Weitere Informationen

Du willst mehr Wissen zur schwulen Berliner Barkultur? Höre hier den Podcast mit Roberto Manteufel, dem Wirt der Bar Marietta in Prenzlauer Berg, die immer am Mittwoch zu einem der beliebtesten schwulen Treffpunkte Berlins wird!

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Interessante queere Locations überall in Berlin zeigt dir der Place2be.Berlin-Stadtplan.

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Texte: red/ed

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