Die besten schwulen, lesbischen und queeren Ausstellungen in Berlin diesen Herbst!

In zahlreichen Museen und Galerien kannst du in Berlin klassische und zeitgenössische Kunst kennenlernen – oftmals sogar mit queerem Fokus. Der Kulturjournalist Julian Beyer hat zehn tolle Ausstellungen zusammengetragen, die dich im Herbst 2023 begeistern werden!

Tribut an die Besetzung des O-Platzes des International Women* Space

O-Platz: Selbstermächtigung und Kämpfe der Migration

Zwischen 2012 und 2014 wurde der Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg von Geflüchteten aus verschiedensten Nationen besetzt, die damit gegen die Asylpolitik Deutschlands protestierten. Zehn Jahre später fand 2022 ein fünftägiges Open-Air an ebendiesem Ort statt, um das Refugee-Resistance-Movement zu dokumentieren. Die diesjährige Ausstellung, die eine Kooperation zwischen International Women*Space und dem FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum ist, erinnert an die Kämpfe um Freiheit von vor zehn Jahren, präsentiert zudem Aufnahmen des Großereignis aus dem vergangenen Jahr und zeigt auf, wie intersektionale Kämpfe transnational verbunden sind.

O-Platz: Selbstermächtigung und Kämpfe der Migration
Bis 01.10.2023
Im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstraße 95A, 10999 Berlin-Kreuzberg
U Kottbusser Tor
Website der Ausstellung O-Platz: Selbstermächtigung und Kämpfe der Migration (via International Women*Space
Website des FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum

Der Sonntags-Club auf dem „Panke-Fest“ (abgebildet sind Uschi Sillge und Karim Schlosser), September 1989

50 Jahre Sonntags-Club

1973 saßen ein paar queere Menschen zusammen in einem Ostberliner Wohnzimmer. Im Fernsehen lief „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von Rosa von Praunheim und Michael Dannecker. Der Film gilt als Beginn der queeren Bewegung in Deutschland. Vor 50 Jahren entstand an diesem Abend die „Homosexuelle Interessengemeinschaft Berlin“ (HIB). In Ost-Berlin waren politische Organisationen außerhalb staatlicher Strukturen verboten. Deshalb traf sich die HIB in privaten Wohnzimmern oder an öffentlichen Orten unter dem unverfänglichen Namen „Sonntags im Club“. Nach der Wende fand die Organisation als Sonntags-Club öffentliche Unterstützung und Räumlichkeiten. Bis heute bieten die Räume im Prenzlauer Berg eine Anlaufstelle für die verschiedensten Angebote für Mitglieder der LGBTQIA* Community. Zum 50-jährigen Bestehen erzählt nun eine Ausstellung im Schwulen Museum die Geschichte dieser legendären und wichtigen Einrichtung nach.

lieben. kämpfen. tanzen. – 50 Jahre Sonntags-Club
Bis 31.12.2023
Im Schwules Museum, Lützowstraße 73, 10785 Berlin-Tiergarten
U Kurfürstenstraße
Website der Ausstellung lieben. kämpfen. tanzen. – 50 Jahre Sonntags-Club
Website des Schwulen Museum

La Chola Poblete arbeitet kritisch zu den Folgen von Kolonialismus und weißer Vorherrschaft.

La Chola Poblete

La Chola Poblete wurde von der Deutschen Bank zur Künstlerin des Jahres gekürt. In ihrer Ausstellung setzt sich die Argentinierin kritisch mit den Folgen von Kolonialismus und weißer Vorherrschaft in ihrer Heimat auseinander. In Aquarellen, Skulpturen, Installationen und Performances behandelt sie zudem ihre Erfahrungen als indigene und queere Person und widersetzt sich dabei der Stereotypisierung und Exotisierung indigener Völker. Sie sagt, dass sie aufgrund ihrer indigenen Herkunft mehr Diskriminierung erfahren hat, als für ihre queere Identität und dass ihre Kunst ihr dabei geholfen hat, ihre Herkunft nicht weiter zu leugnen, sondern die Schönheit darin zu entdecken.

La Chola Poblete: Guaymallén
08.09.2023 bis 05.02.2024
Im PalaisPopulaire, Unter den Linden 5, 10117 Berlin-Mitte
U Museumsinsel
Website der Ausstellung La Chola Poblete: Guaymallén
Website des PalaisPopulaire

Facettenreich und überraschend: Skin In The Game

Skin In The Game

Wenn sich Künstler*innen ihrer Arbeit komplett hingeben, riskieren sie damit manchmal einiges – auf beruflicher und/oder existenzieller Ebene. Diese Ausstellung zeigt die Werke aus den Archiven diverser Kunstschaffender von 1970 bis heute. Dabei liegt der Fokus auf den Arbeiten, die sie kreiert haben zu Beginn genau dieses Momentes, der kompletten Hingabe ihrer Kunst. Dabei warten auf Besucher*innen Malereien, Skulpturen, Banner, Videoperformances, Collagen, Zeichnungen und vielem mehr. „Die Haut ins Spiel“ werfen ist dabei der Oberbegriff, der mal wortwörtlich, mal im übertragenen Sinn zu verstehen ist.

Skin In The Game
14.09.2023 bis 07.01.2024
Im KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin-Mitte
U Oranienburger Tor
Website der Ausstellung Skin In The Game
Website des KW Institute for Contemporary Art

Kissing in a bar, New York, 1977

Encounters

Die US-Amerikanische Fotografin Mary Ellen Mark begann ihre Karriere in den 1960ern und bewies von Beginn an, was ihr in ihrer Arbeit wichtig ist: Menschen aus marginalisierten Gesellschaftsgruppen eine Plattform bieten. In der ersten großen Retrospektive ihrer Werke werden fünf Projekte, an denen Mark in den 1970ern und 1980ern gearbeitet hat, präsentiert. Ward 81 dokumentiert über mehrere Wochen Frauen in einer psychiatrischen Station. Falkland Road ist eine Reportage über Sexarbeiter*innen in Mumbai. Indian Circus ist eine Serie über Zirkusfamilien, Mother Teresa’s Mission of Charity zeigt Einblicke in das Leben der Figur. Streetwise und Tiny: Streetwise Revisited ist ein 30 Jahre umspannendes Projekt, das die Person Tiny ab dem 10. Lebensjahr regelmäßig begleitet.

Mary Ellen Mark: Encounters
16.09.2023 bis 18.01.2024
Im C/O Berlin, Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin-Charlottenburg
S+U Zoologischer Garten
Website der Ausstellung Mary Ellen Mark: Encounters
Website des C/O Berlin

Les noirceurs du fleuve, 2019 © Coline Jourdan

Image Ecology

Der Klimawandel ist ein ernstes Problem, das derzeitige und kommende Generationen beschäftigt und beschäftigen wird. Auf Bildern sieht man häufig überschwemmte Täler oder abgebrannte Wälder. In dieser Gruppenausstellung werden neuartige künstlerische Ansätze in Form von Fotografien, Videoarbeiten und Installationen präsentiert, die sich mit dem Thema auf neue Art auseinandersetzen. Dabei zeigen sie zudem auch Auswirkungen, die die Fotografie selbst auf den Klimawandel haben kann.

Image Ecology
16.09.2023 bis 18.01.2024
Im C/O Berlin, Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin-Charlottenburg
S+U Zoologischer Garten
Website der Ausstellung Image Ecology
Website des C/O Berlin

Na Chainkua Reindorf Gedu: Awakening, 2023 Acrylgouache, Stoff und Gießmasse auf Tonkarton

POLY

Der Begriff Poly stellt sich gegen die Monokultur oder zeigt zumindest Alternativen auf. In der Ausstellung werden Kunstwerke von elf Künstler*innen gezeigt, die transdisziplinär von der Malerei ausgehen. Dabei ist es der jeweiligen Person überlassen, inwiefern sie das Präfix Poly interpretieren. Die Künstler*innen thematisieren das „Hustling“, das Mischen und das „Queering“ und lassen Grenzen zwischen Ländern, Geschlechtern oder Altersgruppen verschwimmen. Für Besucher*innen gibt es zusätzlich ein vielfältiges Diskursprogramm, wie beispielsweise Kuratorinnenführungen mit Solvej Helweg Ovesen und Kathrin Becker.

POLY. A Fluid Show
17.09.2023 bis 25.02.2024
Im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Am Sudhaus 3, 12053 Berlin-Neukölln
U Rathaus Neukölln
Website der Ausstellung POLY. A Fluid Show
Website des KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst

General Idea, Portrait of General Idea, 1969

General Idea

Das Künstlerkollektiv General Idea gilt noch heute als Pioniere der frühen konzeptuellen und medienspezifischen Kunst. Bestehend aus Felix Partz, Jorge Zontal und AA Bronson kreierte das Trio aus Toronto für gut 25 Jahre bis in die Mitte der 1990er durch eine Vielzahl von Medien Werke, die bis heute von großer Relevanz sind. Eines ihre bekanntesten Projekte ist One Year of AZT/One Day of AZT in der Zeit der AIDS-Krise. Auch darüber hinaus haben sich die drei intensiv mit sozialen Ungleichheiten und queeren Identitäten beschäftigt. Partz und Zontal verstarben 1994 an den Folgen ihrer AIDS-Erkrankung. Bronson entwickelte in enger Zusammenarbeit mit den Schaffenden des Gropius Bau die bisher größte Retrospektive des Künstler-Trios anhand von mehr als 200 Arbeiten.

General Idea
22.09.2023 bis 14.01.2024
Im Gropius Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin-Mitte
S+U Potsdamer Platz
Website der Ausstellung General Idea
Website des Gropius Bau

Bruno Pelassy, Sans titre, 2001, Series Bestioles, Fell, Kristall, Metall, Klangspielzeugmechanismus, Batterien, Foto: AAA Production/Michel Coen, Privatsammlung, Nizza, Courtesy Air de Paris, Romainville

Bruno Pélassy and the Order of the Starfish

Das Haus am Waldsee präsentiert dieses Jahr die erste deutsche institutionelle Ausstellung des französischen Künstlers Bruno Pélassy. In seiner frühen Karriere arbeitete der studierte Textil- und Schmuckdesigner für Swarovski, begann sich später aber mehr mit Kunstwerken zu beschäftigen. Im Jahr 1987 erhielt er im jungen Alter von 20 Jahren die Diagnose HIV. Die Auseinandersetzung mit dieser damals sehr fatalen Diagnose, findet sich in seinen Werken wieder, die sich unter anderem auf die ambivalente Dynamik zwischen Krankheit und Tod, oder dem Verständnis für den Körper als poröse, unwägbare Entität fokussiert. Im Alter von 26 Jahren verstarb Pélassy an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung. Neben seinen Werken werden zudem Arbeiten einiger seiner Zeitgenoss*innen und heutige arbeitenden Künstler*innen präsentiert.

Bruno Pélassy and the Order of the Starfish
20.10.2023 bis 14.01.2024
Im Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin-Zehlendorf
U Krumme Lanke
Website der Ausstellung Bruno Pélassy and the Order of the Starfish
Website des Haus am Waldsee

Reflections von László Peri, ca. 1960

Péri’s People

Der 1899 in Budapest geborene Peter László Péri absolvierte in frühen Jahren eine Maurerlehre und studierte später Bildhauerei. In den 1920ern zog er via Paris nach Berlin, wo er zwischen 1924 und 1928 als Architekt beim Berliner Stadtbauamt beschäftigt war. Gleichzeitig arbeitete er an Skulpturen und realistisch-figürlichen Plastiken. Nach der Machtübernahme der Nazis verließ der jüdische Péri Berlin und emigrierte nach Großbritannien. Dort erhielt er in den folgenden Jahren viele Aufträge zur Ausgestaltung des öffentlichen Raum. Die Ausstellung zeigt besonders seine Werke nach seiner Emigration nach Großbritannien, die bisher eher wenig Aufmerksamkeit erlangt haben.

Peter László Péri: Péri’s People
23.09.2023 bis 28.01.2024
Im Kunsthaus Dahlem, Käuzchensteig 8, 14195 Berlin-Dahlem
Bus-Haltestelle Brücke-Museum/Kunsthaus Dahlem
Website der Ausstellung Peter László Péri: Péri’s People
Website des Kunsthaus Dahlem

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Texte: Julian Beyer

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