Das sind die besten Ausstellungen für Schwule, Lesben und Queers im Sommer!

In zahlreichen Museen und Galerien kannst du in Berlin klassische und zeitgenössische Kunst kennenlernen – oftmals sogar mit queerem Fokus. Der Kulturjournalist Julian Beyer hat zehn tolle Ausstellungen zusammengetragen, die dich im Sommer 2023 begeistern werden!

links: Alice Springs, Robert Mapplethorpe, Paris 1977, ©Helmut Newton Foundation, rechts: Alice Springs, Rupert Everett, Miami 1999, ©Helmut Newton Foundation

Alice Springs. Retrospektive

Als sich der weltbekannte Fotograf Helmut Newton im Jahr 1970 eine Grippe einfing, zeigte er laut der Legende seiner Ehefrau June Newton ein paar Handgriffe an der Kamera. Zu der Zeit lebten beide in Paris und June Newton hatte als australische Schauspielerin aufgrund der Sprachbarriere keine Erfolge auf der Bühne. Dafür war sie hinter der Kamera ähnlich begabt wie ihr Ehemann. Bald arbeitete sie unter dem Pseudonym Alice Springs und spezialisierte sich auf die Portraitfotografie. In ihrer Dekaden umspannenden Karriere fotografierte sie Kolleg*innen wie Richard Avedon, Sheila Metzner und Robert Mapplethorpe und auch Schauspieler*innen wie Nicole Kidman, Isabelle Adjani und Liam Neeson. In der Ausstellung, die anlässlich des 100. Geburtstags von June Newton/Alice Springs stattfindet, warten auch Portraits von Helmut Newton auf Besucher*innen – und zwar ausnahmsweise vor der Kamera.

Alice Springs. Retrospektive
Vom 03.06.2023 bis 19.11.2023
Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, 10623 Berlin-Charlottenburg
S+U Zoologischer Garte
Website der Ausstellung Alice Springs. Retrospektive
Website des Museum für Fotografie

Queere Einblicke aus San Francisco von Chloe Sherman

Renegades / San Francisco: Queer Life in the 1990s

In den 1990ern war nicht nur in Berlin das Leben noch alternativ und bezahlbar. Auch in San Francisco an der US-Westküste blühte das künstlerische Leben vor knapp drei Dekaden in aller Kraft. Die Fotografin Chloe Sherman zog in dieser Zeit fürs Studium nach San Francisco. Schnell begann sie, das Leben der jungen und queeren Menschen im Mission District zu dokumentieren. Ihre Bilder zeigen eine Gesellschaft, die sich gegen die heteronormativen Zwänge auflehnte und eigene Regeln für ihr queeres Leben entwickelte.

Chloe Sherman: Renegades / San Francisco: Queer Life in the 1990s
30.06.2023 bis 03.09.2023
f³ – freiraum für fotografie, Waldemarstraße 17, 10179 Berlin-Kreuzberg
U Moritzplatz
Website der Ausstellung Renegades San Francisco: Queer Life in the 1990s
Website des f³ – freiraum für fotografie

Tilla Durieux Porträt-Aufnahme, Fotograf: Alex Binder, Berlin, 1925 - 1927 Akademie der Künste [AdK], Berlin, Tilla-Durieux-Archiv 248_005

Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen

1880 wurde Tilla Durieux als Ottilie Godeffroy in Wien geboren. Schon früh zeichnete sich bei ihr der Berufswunsch Schauspielerin ab – sehr zum Argwohn ihrer Eltern. Deshalb nahm sie den Nachnamen ihrer Großmutter an. Bereits in jungen Jahren hatte sie erste erfolgreiche Engagements, mit Einsetzen des Ersten Weltkrieges 1914 wird sie vorübergehend zur Krankenschwester in Buch, später eingesiedelt zu Berlin. Zur Zeit der Weimarer Republik avancierte sie zur gefragten Schauspielerin. Zur NS-Zeit flieht sie aus Berlin, ist aber in anderen Ländern weiterhin auf den Theaterbühnen und im Film aktiv. Zur Hochzeit ihrer Karriere galt sie als eine der meistportraitierten Frauen. Ebendiese Portraits werden in der neuen Ausstellung zu Durieuxs Ehren präsentiert. Unter den Künstler*innen sind unter anderem Lovis Corinth, Frieda Riess, August Gaul, Emil Orlik, Auguste Renoir und Lotte Jacobi.

Tilla Durieux: Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen
13.05.2023 bis 20.08.2023
Im Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin-Charlottenburg
S Heerstraße
Website der Ausstellung Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rolle
Website vom Georg Kolbe Museum

Drei der zwölf interviewten Zeitzeug*innen sind Tarekegn Melese, Thúy Nonnemann, Taciddin Yatkin (v.l.n.r.)

Nachgefragt: Berliner Zeitzeug:innen und ihre Migrationserfahrungen

„Nachfragen schafft Raum für die Geschichten von Menschen“ war der Glaubenssatz der ZeitZeugenBörse für ihre neue Ausstellung. Dafür hat sie 12 Berliner Zeitzeug*innen nach ihren Migrationserfahrungen befragt. Die Antworten wurden filmisch aufgenommen und können nun besucht und angesehen werden. Die Fragen und Antworten werfen ein Licht auf die Migrationsprozesse und machen auf Herausforderungen aufmerksam.

Nachgefragt: Berliner Zeitzeug:innen und ihre Migrationserfahrungen
16.06.2023 bis 17.09.2023
Mitte Museum, Pankstraße 47, 13357 Berlin-Wedding
U Pankstraße
Website der Ausstellung Nachgefrag
Website vom Mitte Museum

Seit fast 20 Jahren portraitiert Luca Siermann Teilnehmende der Special Olympics

Special Olympics Portrait Project

Vom 17. bis 25. Juni 2023 finden in Berlin die Special Olympic Games zum ersten Mal in Deutschland statt. Es handelt sich bei diesen Spielen um die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. In 26 Sportarten treten Tausende Athlet*innen mit geistiger und oder mehrfacher Behinderung gegeneinander an. Seit 2004 fotografiert Luca Siermann Teilnehmende der Special Olympics. Zu Ehren der Austragung in der Hauptstadt gibt es eine Pop-Up-Ausstellung, die Athlet*innen der vergangenen Spiele zeigt.

Luca Siermann: Special Olympics Portrait Project
10.06.2023 bis 10.07.2023
Humboldt Forum, Schloßplatz 1, 10178 Berlin-Mitte
U Museumsinsel
Website der Ausstellung Special Olympics Portrait Project
Website vom Humboldt Forum

Secession: Symbolismus, Jugendstil und Impressionismus

Secessionen – Klimt, Stuck, Liebermann

Secession bezeichnet das Abspalten zahlreicher Gruppierung von modernen Künstler*innen von den vorherrschenden Kunsttheorien und Kunstrichtungen. Dies geschah um die Jahrhundertwende in drei deutschsprachigen Städten in enger zeitlicher Abfolge: 1892 in München, 1897 in Wien und 1899 in Berlin. Die damalige Abspaltung und der Schritt in neue künstlerische Bewegungen wird insbesondere mit den Künstlern Gustav Klimt, Franz von Stuck und Max Liebermann assoziiert. Aber auch die Werke anderer Kunstschaffender, die in dieser Zeit in den neuen Kunstströmungen Symbolismus, Jugendstil und Impressionismus unterwegs waren, werden in dieser Ausstellung präsentiert.

Secessionen – Klimt, Stuck, Liebermann
Vom 23.06.2023 bis 22.10.2023
Alte Nationalgalerie, Bodestraße 1-3, 10178 Berlin-Mitte
S Hackescher Markt
Website der Ausstellung Secessionen – Klimt, Stuck, Liebermann
Website der Alten Nationalgalerie

Travestie für Deutschland: Gemeinsam gegen Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und Chauvinismus!

Travestie für Deutschland

Vor sieben Jahren gründete sich die Travestie für Deutschland. Gemeinsam erklärten 75 Drags jedweder Form von Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und Chauvinismus den Kampf. Hier werden jedoch nicht die Fäuste geballt, sondern die Gegner*innen auch multimedial mit Kunst, Satire, Podcasts, Polit-Talks, Büchern, Demos und natürlich einer vollen Ladung politischen Engagements in die Knie gezwungen. Zum Jubiläum des siebenjährigen Bestehens werden Plakate und andere Arbeiten der letzten Jahre präsentiert.

Travestie für Deutschland
30.06.2023 bis 13.08.2023
PINK.ART, Biesentaler Straße 24, 13359 Berlin-Wedding
U Pankstraße
Website von Travestie für Deutschland
Website von PINK.ART

Fotograf Rüdiger Trautsch: Einer der bedeutendsten Chronisten der schwulen Bewegung in Deutschland.

Photography as a Way of Life

Mit Rüdiger Trautsch verstarb im Herbst 2021 der bedeutendste Chronist der schwulen, später auch der queeren, Bewegung in Deutschland. Der Hamburger fotografierte die ersten schwulen Protestmärsche in Münster und Westberlin in den 1970ern und die letzte Folsom-Veranstaltung vor Corona in Berlin. Aber auch Aufnahmen von Warhol, Mapplethorpe und anderen Celebritys befinden sich im Nachlass Trautschs, der sich im Archiv des Schwulen Museum befindet und nun ausgestellt wird. Zu den bevorstehenden Pride-Monaten bietet sich die Ausstellung an, um sich auf eine Reise in die queere Geschichte Deutschlands zu begeben.

Rüdiger Trautsch: Photography as a Way of Life – Bilder aus 50 Jahren
16.06.2023 bis 18.09.2023
Schwulens Museum, Lützowstraße 73, 10785 Berlin-Schöneberg
U Nollendorfplatz
Website der Ausstellung Photography as a Way of Lif
Website des Schwulen Museum

Aşît: Auf den Spuren derer, die ermordet, vertrieben oder zur Assimilation gezwungen wurden.

Pınar Öğrenci

Die Film-, Video- und Installationskünstlerin Pınar Öğrenci beschäftigt sich in ihren Werken mit sozialen, politischen und historischen Fragen, stets aus einer dekolonialen und feministischen Perpsektive. Einen besonderen Fokus legt sie zudem auf Migration, Vertreibung, Staatsgewalt und Strategien des Widerstands. Im IBB Videoraum der Berlinischen Galerie wird ihr Film Aşît/The Avalanche aus dem Jahr 2022 gezeigt. Er wurde für die documenta fifteen produziert. Für diesen ist Öğrenci in die Heimatstadt ihres Vaters, Müküs (türkisch: Bahçesaray), an der Grenze zum Iran, gereist. Der Titel ist kurdisch und bezieht sich unter anderem an den Völkermord an den 1,5 Millionen Armenier*innen während des Ersten Weltkrieges in dieser Region. Die Regisseurin folgt in ihrem Film den Spuren derer, die ermordet, vertrieben oder zur Assimilation gezwungen wurden.

Pınar Öğrenci
26.5.2023 bis 31.07.2023
IBB Videoraum der Berlinischen Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, 10969 Berlin-Kreuzberg
U Moritzplatz
Website der Ausstellung Pınar Öğrenc
Website der Berlinischen Galerie

Queer Dreams

“My mom saw me in her dreams as a unicorn before I was even born.” Aus dem einzigen Traum-Einhorn entwickelte sich ein Illustrator und Künstler, der aber nichts an der queeren Energie des Fabelwesen verloren hat, ganz im Gegenteil. Die Werke des in Syrien geborenen und in Berlin lebenden Tariq Alsaadi sind sinnlich, sexy und queer.

Tariq Alsaadi: Queer Dreams

07.06.2023 bis 30.06.2023
The Social Hub, Alexanderstraße 40, 10179 Berlin-Mitte
S+U Jannowitzbrücke
Instagram-Account von Tariq Alsaad
Tickets für die Vernissage (umsonst)
Website von The Social Hub

Weitere Informationen

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Texte: Julian Beyer

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